„Engagierte Lehrer“ eine Lesermeinung …

…aus der Mitteldeutschen Zeitung vom 16./17.12.2017.

MZ_S14-16-17-12-2017

Berufsschule – Umzug wegen mangelhaften Schutzmatten – „Der unfreiwillige Umzug“, MZ vom 7. Dezember

Ich bin erschrocken, dass so viele Schüler nun auf andere Schulen verteilt werden müssen. Ich war bis Ende September Auszubildende. Ich habe lange überlegt, ob ich den Brief schreibe. Nachdem ich gemerkt habe, dass durch den Artikel die Schule doch an ihrem guten Ruf Verluste macht, ist es mir ein wichtiges Bedürfnis, der Öffentlichkeit von meinen Eindrücken als Schülerin zu berichten. Im September 2014 startete die Ausbildung zum neuen Beruf des Ergotherapeuten an der Berufsschule in Bitterfeld. Die Schule stand mit der neuen Ausbildung auch vor einer neuen Aufgabe, die Probleme mit sich brachte. Das frustrierte Schüler, die keinen Einblick und kein Verständnis für den organisatorischen Aufwand hatten. Und doch hatte immer jemand ein offenes Ohr für uns, wir wurden nie mit unseren Sorgen alleingelassen und es gab immer eine Lösung. Die Schule war immer bemüht und wirklich sehr engagiert. Dieses Engagement zeigte sich im Verlauf unserer Ausbildung. Es wurde ein neuer Lehrer eingestellt, der uns in den ergotherapeutischen Fächern unterrichtete. Der wohl beste Lehrer, den wir je hätten bekommen können. Fachlich absolut auf der Höhe, empathisch und er verstand es mit seiner Begeisterung für den Beruf des Ergotherapeuten, uns alle fachliche beizubringen was wir für unseren künftigen Beruf benötigen werden. Bei unserem Lehrer in Anatomie blieben keine Fragen offen. Unsere Lehrerin für Pädagogik/ Psychologie, Gesundheitslehre und Grundlagen der Arbeitsmedizin, brachte sehr viel Geduld auf, uns den Schulstoff begreiflich nahe zu bringen. Unsere Klassenlehrerin ist eine fachkundige, sehr empathische und motivierende Lehrerin. Ich möchte nicht, dass durch ein vermeintlich falsches Material im Gebäude auch Lehrer mit büßen müssen weil der Ruf der Schule leidet. Nun bin ich schon 32 und ich habe meinen Traumberuf gefunden. Ich bin stolze Ergotherapeutin. Letztlich hat diese Ausbildung mit allen Lehrern auch eine menschliche Reife in mir erzeugt. Ich bin noch mal erwachsener geworden, bedeutend ruhiger, kritikfähiger, ausdauernder und empathischer. Das sind Eigenschaften, die einem nicht mit einem Zeugnis verliehen werden. Diese erlangt man nur durch einen Prozess, Geduld und Feinfühligkeit. Würde ich noch eine Ausbildung machen, würde ich wieder diese Schule besuchen. Ich habe unzählige schöne, aber auch traurige Momente in Erinnerung, die mich zu dem gemacht haben, was ich jetzt bin. Heute arbeite ich als Schulbegleiterin und ermögliche meinem Klienten den Schulbesuch. Ohne die Ausbildung und das Engagement aller Lehrer wäre mir das nicht möglich. In unserer Klasse gab es keinen, der durch die Prüfung gefallen ist. Und auch ich habe, trotzdem ich im Mai noch mal Mutter geworden bin, meinen Abschluss mit guten Ergebnissen machen dürfen. Es ist mir wirklich ein persönliches Bedürfnis, der Öffentlichkeit davon zu berichten, da die Schule viel mehr ist als nur mangelhaftes Dämmmaterial.

Jacqueline Danger (per Facebook an die Mitteldeutsche Zeitung)