Gegensätze ziehen sich an

Auch wenn man es kaum glauben kann: Bürokratie und Einfallsreichtum müssen sich nicht ausschließen. Gemeinsam mit ihrer Klassenleiterin Heike Burschitz durchlebten die Azubis der BVA.21-B am 5.Oktober 2023 einen ereignisreichen Halbjahresabschluss in Wittenberg. Zuerst wurde ein Blick hinter die Kulissen der Stadtverwaltung und der Landkreisverwaltung Wittenberg geworfen, denn schließlich wollten die Azubis zeigen, hinter welchen historischen und modernen Gemäuern sie ihre Ausbildung zur/zum Verwaltungsfachangestellten absolvieren. Anschließend ging es auf den Marktplatz. Dort ist das Wissenschaftszentrum Futurea der SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH zu finden. Interessante Experimente rund um das Thema Harnstoff luden auf drei Etagen zum Mitmachen ein, denn dafür ist man auch im dritten Ausbildungsjahr nicht zu alt! Der künstlichen Herstellung von Harnstoff und seinen vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in der Landwirtschaft, in der Kosmetik und natürlich auch in der Automobilbranche wird hier die Ehre zu teil, den dieser verdient. Es lohnt sich also, dort einmal vorbeizuschauen, auch wenn man nichts mit Chemie am Hut hat und lieber Akten wälzt. Das fanden auch die Azubis beim Tagesausklang mit einem echten „Wittenburger“ im gleichnamigen Restaurant.

H. Burschitz



„Vasja, Dein Opa“

„Eigentlich mag ich nicht gern vortragen. Ich bin so aufgeregt“, sagt Anna Rakhmanko, Journalistin und Schriftstellerin am 27. September 2023 im Raum B 328 in der BbS ABi in Bitterfeld. Dabei lächelt sie die 32 Schüler der BFOS.22-A (Fachoberschule Soziales) und der BFK.23 (Fachkräfte Kreislaufwirtschaft) an. Sie stellt sich und ihren Mann Mikkel Sommer vor. Beide haben die Graphic Novel „Vasja, dein Opa“, ein biografisch geprägter Comic mit Texten von ihr und Zeichnungen von ihm, im Rotopol-Verlag veröffentlicht. Anna liest daraus vor, Mikkel blendet über einen Beamer die Zeichnungen ein. „Ist es für Euch zu weit weg, Eure Großeltern zu fragen, was sie erlebt haben?“, fragt sie die Schüler. Ihr Großvater Vasja wurde – infolge des Hitler-Stalin-Paktes, durch den Polen neu aufgeteilt wurde, 1941 aus der Bukowina (früher Rumänien, heute Ukraine) nach Sibirien deportiert wie über eine Million Menschen damals. Anna Rakhmanko hat sich seine Geschichte von ihrer Großtante Ljuba erzählen lassen, 85 Jahre später. Ljuba war damals fünf Jahre alt. Aus ihren Erinnerungen wurde die Graphic Novel. „Wenn es jemandem zu furchtbar ist, kann er den Raum verlassen“, sagt Anna Rakhmanko. Die Schüler blicken gebannt auf die Bilder und hören zu. Alle bleiben. Das Trauma der Deportation erzählt aus der Sicht eines Kindes. Über den Verlust der Heimat, den so viele weltweit erlebten, wird hier berichtet. Wie viele haben nie über die Vergangenheit gesprochen, ihre Erlebnisse nie geschildert? Aber es muss erzählt werden, sagt Anna Rakhmanko. Mikkel Sommer hat das Buch mit seinen Zeichnungen eindrucksvoll gestaltet. Die Geschichte wird für den Leser zu einem Sog. Nach der Lesung ist Stille, bevor Mikkel Sommer den Schülern noch anbietet, die Fotos ihrer Großeltern als Graphiken zu zeichnen. Einige nehmen die Gelegenheit war. Die Worte von „Vasja, Dein Opa“ hallen noch nach, als die Schüler den Raum verlassen. Herzlichen Dank an Anna Rakhmanko und Mikkel Sommer, die ihr Buch bei uns im Rahmen des Projektes InterLese 2023 vorgestellt haben. Vielen Dank an den Friedrich-Bödecker-Kreis in Sachsen-Anhalt e.V. (FBK), die die die „InterLese“ seit 1993 jedes Jahr im Herbst veranstalten und internationale Autoren nach Sachsen-Anhalt an Schulen einladen.

L.Dietsch



Mehr lesen