“Last Christmas, I gave you my heart”

„Ich werde es schon hinkriegen. Wenn nicht – freestyle ich“, sagt Maximus Mühlenberg am 20. Dezember 2024 mittags. Er ist im Schülerrat und beim Treppensingen für die Technik zuständig. Vertrauenslehrerin Heike Burschitz steht neben ihm. Sie hat die Liederliste in der Hand. Zehn Lieder, die der Schülerrat ausgesucht hat. Auch die anderen Schülerratsmitglieder treffen ein. Noch 20 Minuten bis alle Schüler kommen und gemeinsam das Weihnachtsfest bzw. die Weihnachtsferien einläuten. Dann ist es soweit: Köpfe beugen sich in der ersten und zweiten Etage über das Geländer im Gebäudeteil C. Die Rohrleitungsbauer haben sich auf der Treppe postiert. Lautstark wird gesungen und sich gemeinsam gefreut auf die Zeit mit der Familie. Spätestens bei „Last Christmas“ sind alle Stimmen im Chor vereinigt.
Es wird geschunkelt, gesungen und gelacht. Und schon neigt sich das alte Jahr dem Ende zu. Was wird das nächste bringen?
„Wir wünschen allen Frohe Weihnachten“, sagt Schülersprecher Samy Eiserich am Ende. Fröhlich verlassen Lehrer und Schüler die BbS ABi.

Herzlichen Dank an den Schülerrat und Vertrauenslehrerin Heike Burschitz für die gelungene Organisation.

L.Dietsch







Theater im Klassenzimmer

„Guten Morgen, mein Name ist Müller-Meier, ich bin hier neu und arbeite im Sekretariat“ , so sprudelt Julia Raab in die Klasse der BCK.24-B. 24 Chemikanten des 1. Lehrjahres haben ihre Blicke auf sie gerichtet. Die Schauspielerin hat einen Koffer dabei, der angeblich im Schulhaus gefunden wurde. Er gehört keinem. Plötzlich spricht er auch noch: eine Verordnung vom 5.September 1939. Es ist die „Verordnung gegen Volksschädlinge“, die die NS-Justiz erlassen hat, um Menschen auszugrenzen und zu töten. Es sind eine ganze Reihe von Utensilien im Koffer, z.B. die Brille. Immer wenn Julia Raab diese aufsetzt, wird sie zum Justizbeamten und Ankläger. Die Schicksale von drei Frauen werden erzählt: Johanna Lehmann, Hildegard Nagel und Krystina Wituska. Julia Raab leiht ihnen ihre Stimme und spricht für sie. Die drei Frauen wurden 1943/44 im Gefängnis „Roter Ochse“ in Halle hingerichtet wegen Bagatellen. Als „Volksschädlinge“ bezeichnet wurden sie aufgrund der damaligen „Verordnung gegen Volksschädlinge“ zum Tode verurteilt. Julia Raab schlüpft durch die Verwendung von kleinen Details in die Rollen verschiedener Personen; verwendet ein Portrait, eine Maske und ein blaues Kleid zur Darstellung. Sie spricht die Abschiedsbriefe an Eltern und Freunde. Warum sich keiner für die Frauen einsetzte? Keiner sich auflehnt gegen die Willkür und Todesstrafe? Im zweiten Teil des Klassenzimmertheaters sensibilisieren Dramaturgin Sandra Bringer und Julia Raab für die Mechanismen, die dahinterstecken. Wie einfach Ausgrenzung ist. Auch die Sprache sorgt für Trennung. Bringer spricht von „Volkskörper“, zu dem man dazugehören wollte. Wer nicht für das NS-System war, wurde als Volksschädling bezeichnet. Die Entmenschlichung wurde über Sprache transportiert. Beide –  auch ausgebildete Theaterpädagoginnen –   sitzen im Stuhlkreis gemeinsam mit den Schülern. Es werden Plätze getauscht, Blicke gewechselt. Wie ist es eigentlich, alleine in der Mitte zu stehen?
„Im Frühling hat man keine Lust zu sterben“ – ist ein Stück, das von beiden entwickelt wurde und auf realen Quellen und Recherchen basiert.

Herzlichen Dank an Julia Raab und Sandra Bringer für wunderbare 90 Minuten. Danke an Ronja Hohbach, die als Respekt Coach die Aufführung über das „Respekt Coaches Programm“, das über den Jugendmigrationsdienst Bitterfeld-Wolfen angeboten wird, förderte und finanzierte.
Danke an die Schulleitung, die Raum für solche Möglichkeiten gibt.

L.Dietsch



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