„Ohne Punkt und Komma…“

Am 27. Mai 2024 war Maria Meinel zu Gast in der BPH.22 (Pharmakanten), um aus dem Buch „Zwischen Himmel und Erde“ von Yara Rodrigues Fowler, das sie aus dem Englischen übersetzt hat, zu lesen und die Schüler für Besonderheiten der Sprache und Erzählstile zu sensibilisieren.
Rodrigues Fowler ist eine britische Schriftstellerin brasilianischer Herkunft. Ihr Roman spielt in Großbritannien kurz vor dem Brexit. Zwei junge Frauen begegnen sich in einer WG und entdecken, dass sie beide Wurzeln in Brasilien haben. In Rückblenden erfährt der Leser von der Militärdiktatur in Brasilien in den 70-er Jahren. Maria Meinel liest Stellen vor, die den besonderen Erzählstil zeigen. Da gibt es Stellen ohne Satzzeichen, also ohne Punkt und Komma. Hastig gesprochen wirken die Worte. „Es fehlt das Zur-Ruhe-Kommen“, fasst Maria Meinel es zusammen. Die Rückblenden erfolgen als Erinnerungssplitter, atemlos – wie in einem Film. Flucht und Ausweglosigkeit kann man direkt im Text abbilden und auch in der grafischen Anordnung der Sätze. Die beiden sich anfangs fremden jungen Frauen werden Freundinnen, die Vertrauen zueinander finden. Der Roman soll auch Brücken bauen zwischen den Generationen. Später erzählt Maria Meinel von ihrer leidenschaftlichen Arbeit als Übersetzerin. Die Freude am Beruf und in das Eintauchen immer neuer Welten begeistert sie. Die Übersetzerin sieht aber auch die Herausforderungen ihres Berufes durch KI. „Ich übersetze Kultur und Eigenheiten einer Sprache und einer Kultur in einen anderen Kulturraum. Das kann die KI bisher noch nicht“, sagt sie. Die Gefahr, dass zukünftig – „vielleicht in drei bis fünf Jahren“ die KI Übersetzungen vornimmt, ist aber da, hält sie fest.
Herzlichen Dank an Maria Meinel für das Vorstellen des Buches, die Einblicke in ihre Arbeit und die Übersetzung dieses Buches in „unsere Welt“. Danke auch an den Friedrich-Bödecker-Kreis in Sachsen-Anhalt e.V., der Autorenlesungen möglich macht.

L.Dietsch